Künstlerische Intelligenz
Künstlerische Intelligenz ist ein zentraler Begriff im Graduiertenkolleg ARTILACS. Er beschreibt eine eigenständige Form ästhetisch geprägter Erkenntnis, die durch künstlerisches Handeln, Reflexion und Materialarbeit entsteht. Anders als Künstliche Intelligenz (KI), von der wir vereinfacht behaupten können, sie ziele allein auf Rechenlogik und Effizienz, beruht Künstlerische Intelligenz auf Erfahrung, Wahrnehmung, Körperlichkeit, Prozess und Kritik.
Sie entwickelt sich im Zusammenspiel von Mensch, Technologie, Medium und Kontext – und bringt Wissen hervor, das nicht rein rational oder funktional ist, sondern sinnlich, situativ und oft auch widersprüchlich. Dabei geht sie mit AI-Technologien kritisch affirmativ um: Sie befragt deren Voraussetzungen, aber nutzt sie zugleich kreativ, um neue Denk- und Erfahrungsräume zu öffnen.
Künstlerische Intelligenz bringt Wissen hervor, das nicht rein rational oder funktional ist, sondern sinnlich, situativ und oft auch widersprüchlich
Ein zentraler Bezugspunkt ist dabei das Konzept latenter Wissensräume. In der KI – insbesondere in Large Language Models (LLMs) – entstehen solche latent spaces, in denen riesige Datenmengen verarbeitet und Bedeutungen generiert werden, ohne dass diese Strukturen direkt sichtbar oder erklärbar wären. In ihrer Schnelligkeit und statistischen Tiefe tragen LLMs implizites, schwer zugängliches Wissen in sich.
Künstlerische Forschung greift diese Idee auf: Auch sie arbeitet mit dem Nicht-Gesagten, Unausgesprochenen oder Noch-Nicht-Gewussten. Künstlerische Intelligenz macht diese latenten Schichten durch Bild, Klang, Bewegung, Text oder performative Interventionen erfahrbar – nicht, um sie zu kontrollieren, sondern um sie kritisch zu erschließen und ästhetisch zu befragen.
ARTILACS versteht Künstlerische Intelligenz als Beitrag zu einer Forschungskultur, die Technologie, Gesellschaft und ästhetische Praxis neu zusammendenkt – spekulativ, verantwortungsvoll und offen für das, was (noch) nicht gedacht werden kann.

