»Ich glaube, dass das Verhältnis von Mensch und Maschine sich zweimal radikal verändert hat, wenigstens im Lauf der Geschichte – wie es vorher war, weiß ich nicht. Im ersten Stadium war der Mensch die Konstante und die Maschine die Variable. Da saß ein Mensch in seinem Atelier, der Bauer ging aufs Feld, und sie waren umgeben von Maschinen, die sie ausnutzen konnten. Die Maschine funktionierte in Funktion des Menschen. Dann, seit der industriellen Revolution, hat sich das umgedreht. Die Maschine war die Konstante, und der Mensch war die Variable. Da stand die Maschine, es kamen Leute rein und gingen raus, denn es gab einen Arbeitsmarkt. Einer besaß die Maschine, während die anderen arbeiteten. Und diejenigen, die arbeiteten, lebten in Funktion der Maschine. Auf diese Analyse ist, glaube ich, der Unterschied von »rechts« und »links« zurückzuführen. Aber der gilt nicht mehr. Jetzt, glaube ich, funktionieren Mensch und Maschine gemeinsam, einer in Funktion des anderen. Die Maschine kann nur machen, was der Mensch will; aber der Mensch kann nur wollen, was die Maschine kann. Also, es handelt sich um eine derartige Verzwickung der Funktionen, dass zwar Mensch und Maschine deutlich voneinander getrennt sind, aber nicht mehr die Funktionen. Und da liegt vielleicht das Problem dessen, was Sie "Kunst" genannt haben. Was man Kunst nennt ist, zu wollen, was die Maschine kann. Und dann macht die Maschine, was man will. Aber zuerst, und dies ist das Sich-Bescheiden auf das, was die Maschine kann – Kunst ist doch das Substantiv des Verbs »können«...?«
ARTILACS?
Das technokratische Bewusstsein ist keine rationalisierte Wunschphantasie, keine Illusion im Sinne Freuds, in der ein Zusammenhang von Interaktionen, sei es vorgestellt oder konstruiert und begründet wird. Noch die bürgerlichen Ideologien ließen sich auf eine Grundfigur gerechter und herrschaftsfreier, für beide Seiten befriedigender Interaktion zurückführen. Gerade sic erfüllten die Kriterien von Wunscherfüllung und Ersatzbefriedigung auf der Grundlage einer durch Repressionen derart eingeschränkten Kommunikation, dass das mit dem Kapitalverhältnis einst institutionalisierte Gewaltverhältnis nicht beim Namen genannt werden konnte.
Jürgen Habermas, Technik und Wissenschaft als ›Ideologie‹
So ist denn auch das Wesen der Technik ganz und gar nichts Technisches. Wir erfahren darum niemals unsere Beziehung zum Wesen der Technik, solange wir nur das Technische vorstellen und betreiben, uns damit abfinden oder ihm ausweichen. Überall bleiben wir unfrei an die Technik gekettet, ob wir sie leidenschaftlich bejahen oder verneinen. Am ärgsten sind wir jedoch der Technik ausgeliefert, wenn wir sie als etwas Neutrales betrachten; denn diese Vorstellung, der man heute besonders gern huldigt, macht uns vollends blind gegen das Wesen der Technik.